(Epheser V, 8)
Wir Eltern, Lehrer und Erzieher haben den Auftrag, die uns anvertrauten Kinderseelen zu jenem Licht zu führen, das ihr Leben und ihr Glück ausmachen wird. Jede Woche möchten wir Sie mit Zitaten von klugen Menschen und Zeitzeugen bekanntmachen, die unseren eigenen Weg erleuchten können. Sagte nicht der heilige Thomas von Aquin: „Schau nicht auf die Person, die redet, doch vertraue alles Gute, das Du hörst, Deinem Gedächtnis an.“ (aus den 16 Ratschlägen des heiligen Thomas von Aquin, „um den Schatz der Wissenschaft zu erlernen“). Viel Freude beim Lesen!
„Das ganze Wert des Menschen liegt in seiner Suche, seiner Berufung, seiner Sehnsucht.“
Marie Noël (1883-1967)
Dichterin
„Mit fünfzehn erbat Marie „drei verrückten Dingen von Gott viel zu leiden, Dichterin zu werden, heilig zu werden“. Sie sagte kein Wort an niemanden, aber ihr Vater verstand, dass sie eine schlimme innere Krise durchging und er machte sich Sorgen um ihre extreme Nervosität, um die Ausschweifungen ihrer unkontrollierten Fantasie. Eines Tages, sagte er gereizt zu ihr: „Was für ein Hinterladen hast du!“ Ein bildhafter Ausdruck, der den Zustand seiner Tochter, der Kopf voll von Geheimnissen, gut wiedergab. „Ein Hinterladen, schrieb Marie, war nötig. Wie hätte ich alle diesen kaum geschlüpften Träumen, alle diesen neugeborenen Hoffnungen preisgeben können, die ein zu scharfer Strahl hätte töten können“. Nach und nach kam alles aus dem Hinterladen. In ihrem Zimmer versteckt, schrieb Marie ihre ersten Gedichte, die ihre tiefe Sorge vor dem Leben und ihrem Bedarf nach Liebe ausdrückte. Ihr Herz wartend und zurückgezogen, verrat sie eines Tages ihr Geheimnis an ihrem Paten, Raphaël Périé, Agnostiker und Gedichtliebhaber, und vertraute ihm ihr Heft an. Er hörte ihr zu, las die Gedichte, erkannte ihre dichterische Berufung und empfahl ihr, an ihrer Kunst zu arbeiten. Und bei der ersten Gelegenheit sagte er unverblümt zu dem erstaunten Louis Rouget: „Deine Tochter ist eine Dichterin. Ihre Kunst drückt eine leidenschaftliche Reinheit aus. Ein brennendes Schnee.“ „Einige wundern sich über meinem dunklen Gesang wegen meiner arglosen Heiterkeit… Haben sie denn nie das Wunder der Christrose betrachtet? Die Christrose ist traurig und blumenlos das ganze Jahr hindurch. Die Christrose heißt Hellebore-Melancholie und ihre Wurzeln beinhalten ein schwarzes Gift. Aber wenn Weihnachten naht, durch die Gnade Gottes kommen aus dem winterlichen Grau und den dunklen Blättern wie zahlreiche kleine entzündete Kerzen raus. Ich bin auch schwarz und, manchmal, lichtreich aus Gnade. Und das drückt mein Name gut aus: Marie Noël.“
Jean Peyrade (20. Jh.)
Schriftsteller
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