(Epheser V, 8)
Wir Eltern, Lehrer und Erzieher haben den Auftrag, die uns anvertrauten Kinderseelen zu jenem Licht zu führen, das ihr Leben und ihr Glück ausmachen wird. Jede Woche möchten wir Sie mit Zitaten von klugen Menschen und Zeitzeugen bekanntmachen, die unseren eigenen Weg erleuchten können. Sagte nicht der heilige Thomas von Aquin: „Schau nicht auf die Person, die redet, doch vertraue alles Gute, das Du hörst, Deinem Gedächtnis an.“ (aus den 16 Ratschlägen des heiligen Thomas von Aquin, „um den Schatz der Wissenschaft zu erlernen“). Viel Freude beim Lesen!
„Niemandem wird es gelingen, den Weg der Wahrheit zu sperren und ich bin bereit zu sterben, damit sie vorankomme.“
Alexander Solschenizyn (1918-2008)
Russischer Schriftsteller und einer der berühmtesten Gegner des sowjetischen Regimes
„Pierre Daix? Klar bedeutet dieser Name heute nichts mehr. Schriftsteller und Journalist, Mitglied der französischen kommunistischen Partei, Widerstandskämpfer und Deportierter, Pierre Daix hatte offizielle Ämter in der Partei und inmitten seiner literarischen Verknüpfungen mit den Intellektuellen inne. Nach Stalins Tod begrüßt er die Infragestellung von Stalins Erbe und deshalb kommt dieser Kommunist dazu, das Vorwort der ersten französischen Ausgabe von Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch zu verfassen. Im Grunde wen wundert es? Da er in einer offiziellen sowjetischen Zeitschrift schreibt, ist Solschenizyn ein Autor, der es erlaubt – zumindest glaubte es man damals – Stalins Herrschaft in Frage zu stellen, ohne den Kommunismus zu verwerfen. Nach und nach bekennt Pierre Daix selber einen Teil der sowjetischen Wirklichkeit: ja, es gibt Lager; ja, er, der ehemalige Mauthausen-Deportierter, hat sich geweigert, sie zu sehen; ja, seine ehemaligen Mitgefangenen wurden direkt ins Gulag geschickt, als sie aus Deutschland zurückkamen; ja,… In Was ich über Solschenizyn weiß, ein 1973 veröffentlichtes Buch, beschreibt Daix seine Entdeckung von Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch in der Zeitschrift Novy Mir. Dieses Zeugnis ist hochinteressant, weil er viel über die Überraschung verrät, die der Schriftsteller und sein Buch durch den literarischen Wert und der angewendeten Sprache erzeugt. „Die Ausgabe von Novy Mir, schreibt Pierre Daix, lag auf einem Beistelltisch. Ich ergriff sie. Ich rechnete mit einer einfachen russischen Sprache, wie in den Zeitungen, die ich mühelos entziffern konnte. Die Kraft der Erzählung konnte ich jedoch überhaupt nicht verstehen. Nicht nur fehlten mir Vokabeln, sondern ich konnte die Sätze auch nicht nachbilden. Ich fühlte, dass sie zutiefst rhythmisch waren und sie sich langsam, sorgfältig entfalteten. Aber der Sinn entkam mich völlig. – Es ist Proust und Flaubert. Ich hatte Elsa nicht kommen gehört (Elsa Triolet, Schriftstellerin und Ehefrau von Aragon, Anm. d. Red.). Das kam mir absurd vor. Sie lachte über meine verdutzte Mine. – Es ist die hervorragende russische Prosa, Pierre. Ein echter Klassiker. Es ist außergewöhnlich. Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen erklären kann. Es ist wie, wenn Sie bei uns auf dem ersten Buch eines Unbekannten stolperten, man hätte Ihnen nur seinen anekdotischen Wert empfohlen und Sie entdeckten dann, dass niemand seit Proust, seit Flaubert so gut Französische geschrieben hätte. Er ist beides. Und fügen Sie Céline für die Volkssprache hinzu. Es ist so reich… Eigentlich unübersetzbar.“
L’Homme nouveau
Journalist
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