(Epheser V, 8)
Wir Eltern, Lehrer und Erzieher haben den Auftrag, die uns anvertrauten Kinderseelen zu jenem Licht zu führen, das ihr Leben und ihr Glück ausmachen wird. Jede Woche möchten wir Sie mit Zitaten von klugen Menschen und Zeitzeugen bekanntmachen, die unseren eigenen Weg erleuchten können. Sagte nicht der heilige Thomas von Aquin: „Schau nicht auf die Person, die redet, doch vertraue alles Gute, das Du hörst, Deinem Gedächtnis an.“ (aus den 16 Ratschlägen des heiligen Thomas von Aquin, „um den Schatz der Wissenschaft zu erlernen“). Viel Freude beim Lesen!
Ich wurde von einem regelrechten Verlangen nach Musik gepackt und machte bald so große Fortschritte, dass mein Lehrer mir riet, das Studium aufzugeben und mich ganz der Musik zu widmen. Die Versuchung hielt aber nicht lange an. Mein Verlangen nach Wissen war stärker. Ich hatte das unaussprechliche Gefühl, dass die Musik mich nie verlassen würde; und in gewisser Weise war es auch so, sie blieb für mich eine stets anwesende Gefährtin, immer bereit, mir Freude zu bereiten, mich in das Geheimnis dieser wortlosen Sprache einzuführen, die durch die einfache Proportion des Klangelements so viel Vergnügen bereiten, so viele Dinge erzählen, überzeugen, berühren, bewegen, und das Herz überwältigen und erleuchten kann.
Jacques (1882-1973) und Raïssa (1883-1960) Maritain
Philosoph (Jacques) Schriftstellerin und Dichterin (Raïssa)
„Wenn ich meine Erinnerungen vor Augen führe, stelle ich fest, dass Jacques in einer bestimmten, nicht zufälligen Reihenfolge mich mit den großen Malern bekannt gemacht hat. Er führte mich zuerst zu den Bildern der italienischen Primitiven, die man natürlich sofort liebt, ohne dass eine vorherige Bildung notwendig wäre. Mit ihnen beginnt im Abendland diese Bildung. Die große Kunst des Malers, als würde sie sich selbst nicht erkennen, wird hier in aller Bescheidenheit mit einfacher Anmut und Frische geschmückt. Die Schönheit der Malerei vereint sich mit der Schönheit der gewählten Modelle und dem Interesse der behandelten Motive. Der Akademismus hat hier noch nicht seine kalte, stolze Distanz und die Brutalität und den schlechten Geschmack des Trompe-l’oeil eingebracht, so dass man sich nicht täuschen lässt, wenn man sich berühren lässt. Duccio, Giotto, Angelico führen uns gleichzeitig in die wie von dieser Welt gereinigte Schönheit und in die Welt der Güte und Sanftheit der göttlichen Gnade ein, ohne dass wir daran denken; aber wir sind glücklich. Mehr noch als die italienischen Primitiven rührten mich die der Französischen Schule und sie ließen mich für immer an ihnen hängen. Ihre nüchterne und zugleich dramatische Gestaltung, die Tiefe des schmerzlichen Gefühls, das aus ihren Werken spricht, die ganz und gar französische Anmut der Gesichter und Haltungen – diese kleinen, faustgroßen Frauengesichter mit der kleinen Stupsnase, der breiten, gewölbten Stirn und dem bescheidenen, verschmitzten Lächeln, die nicht verkrampfte Haltung der Jungfrauen in ihren großen, weiten Kleidern oder in ihren sehr wenig griechischen Tuniken – wie sehr liebte ich sie! Wie liebenswert und wertvoll erschien mir Frankreich in ihnen!“
Jacques (1882-1973) und Raïssa (1883-1960) Maritain
Philosoph (Jacques) Schriftstellerin und Dichterin (Raïssa)
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