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Geflügelter Bote der Götter

„WANDELT WIE KINDER DES LICHTES“
(Epheser V, 8)

Wir Eltern, Lehrer und Erzieher haben den Auftrag, die uns anvertrauten Kinderseelen zu jenem Licht zu führen, das ihr Leben und ihr Glück ausmachen wird. Jede Woche möchten wir Sie mit Zitaten von klugen Menschen und Zeitzeugen bekanntmachen, die unseren eigenen Weg erleuchten können. Sagte nicht der heilige Thomas von Aquin: „Schau nicht auf die Person, die redet, doch vertraue alles Gute, das Du hörst, Deinem Gedächtnis an.“ (aus den 16 Ratschlägen des heiligen Thomas von Aquin, „um den Schatz der Wissenschaft zu erlernen“). Viel Freude beim Lesen!

„Es steigt in mir das unsterbliche Sehnen, Seelen zu bilden.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944)
Französischer Schriftsteller, Dichter, Pilot und Journalist

„Wir schreiben das Jahr 1926, er ist also sechsundzwanzig Jahre alt. Er ist von hoher Statur, hat kräftige Schultern und ein noch etwas kindliches Gesicht mit einer starken, hochgezogenen Nase, großen, leicht vorstehenden Augen voller Leben und Güte unter Augenlidern, die bald schwerer werden, und bewundernswert geschwungenen Augenbrauen. Er ist männlich und sanft, schüchtern und mutig, nachdenklich und lacht leicht. Er ist sehr gesellig und alle werden ihn mögen: vom großen Chef bis zum letzten Mechaniker; aber mit ihm endet die Vertrautheit an der Grenze des Respekts. Man spürt, dass er von großer Herkunft ist, eine Herkunft, die man aufgrund seiner herzlichen Einfachheit nie vergessen wird. So begann Saint-Exupéry im Himmel zu navigieren, nicht als Eisenbahner der Lüfte, sondern als „geflügelter Bote der Götter“, wie ihn ein amerikanischer Bewunderer nennen wird, er spielte mit Sturm und Dunkelheit und kämpfte mit den Elementen einer geheimnisvollen und ungeahnten Kraft. Das Herz schwer vor Sorge um all die Geheimnisse, die er mitnimmt und durch den himmlischen Raum zu ihrem Ziel führt. (…) Abends kehrt er in seine Mönchszelle mit dem zu kurzen Bett und dem Wellblechdach zurück, der Tag vergeht schlicht (…). Dort hat sich sein inneres Leben gestärkt; da er „von allem, was zu sehen und zu hören ist“ entwöhnt ist, erkannt er, dass „der Mensch zuerst durch unsichtbare Anregungen bewegt wird.“ Er spürt den Reichtum seiner inneren Welt in dieser leeren Schöpfung, in der „die Worte nur noch Sand einschließen“. Nachts bedeckt er mit seiner lockeren Handschrift Seiten, von denen er viele zerreißen wird. (…) Er vertieft sich in langen Betrachtungen. Seine Gefühle kochen über, als einer seiner Kameraden auftaucht. Diese taufen ihn Saint-Ex (und der Spitzname wird bleiben), aber für die Einheimischen wird er zum „Herrn des Sandes“. (…) Der schreibende Pilot setzt aus der Handlung die Summe der Schönheit frei, die in ihr verschlossen ist, wenn die Handlung selbstlos ist, voller tödlicher Risiken und wenn sie sich auf die Spur der Winde begibt, die plötzlich umschlagen, der Sterne, die einen täuschen, und des Schattens, der einen verschlingt.“

Renée Zeller (1887-1971)
Schriftstellerin


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