(Epheser V, 8)
Wir Eltern, Lehrer und Erzieher haben den Auftrag, die uns anvertrauten Kinderseelen zu jenem Licht zu führen, das ihr Leben und ihr Glück ausmachen wird. Jede Woche möchten wir Sie mit Zitaten von klugen Menschen und Zeitzeugen bekanntmachen, die unseren eigenen Weg erleuchten können. Sagte nicht der heilige Thomas von Aquin: „Schau nicht auf die Person, die redet, doch vertraue alles Gute, das Du hörst, Deinem Gedächtnis an.“ (aus den 16 Ratschlägen des heiligen Thomas von Aquin, „um den Schatz der Wissenschaft zu erlernen“). Viel Freude beim Lesen!
„Die Seele eines Heimes, und die eines Volkes, setzt sich aus vielen stummen Treuen zusammen.“
André Charlier (1895-1971)
Lehrer und Direktor der École des Roches und von Maslacq, Schriftsteller
„(…) Seine Freude, im Gegenteil, waren die „Ausrufe“. Diese Ausrufe fanden abends, nach dem Essen, in der weiten gefliesten Vorhalle mit der großen Treppe statt. Die Schüler saßen im Schneidersitz auf den Fliesen, die Größeren bildeten Gruppen auf den Stufen der Treppe. Die Ausrufe, wie der Name schon sagt, hatten den Zweck, festzustellen, ob alle anwesend waren. Aber diese Aufzählung zum Lichtlöschen war nur die Einleitung des Ausrufs. Wenn die Kapitäne überprüft hatten, dass niemand fehlte, nahm André Charlier Platz vor einem Beistelltisch und fing eine Rede an sein junges Publikum an. Das liebte er: seine Berufung war, Männer auszubilden. Man kommentierte die Zwischenfälle in der Schule. An diesen Tagen hatten die Ausrufe den Ernst eines Gerichtes und der Beistelltisch diente als das Prätorium der „Zurechtweisungen“. Aber am häufigsten waren die Ausrufe eine Gelegenheit zu das, was man früher „moralische Unterhaltungen“ nannte. Mit seiner klangvollen und schönen Stimme ging André Charlier von einem Ereignis aus und stellte seine Bedeutung und Lehre dar. Seine warmen und angeregten Worte anlässlich dieser Reden waren bewundernswert. Nicht weniger bewundernswert war, wie die hockenden Jungs ihn gierig lauschten, vielleicht verstanden sie nicht alles, aber sie hörten seine vertrauten Predigten genauso gerne wie die Gräfinnen des 17. Jahrhunderts Bourdaloue zugehört hatten. (…) Was er lehrte stand in keinem Lehrprogramm und jedoch war es das Programm selbst, und sollte das einzige Lehrprogramm sein. Er wollte Männer ausbilden. In jedem dieser kleinen Jungs wollte er das Beste erwecken, und dass jeder Einzelne es entdeckt und ehrt. Er wollte, dass dieser Funke von Mut, Eifer und Anspruch, der bei den Verschlafensten unter der Asche ihrer Faulheit und Leichtsinnigkeit schwelte, in jedem Einzelnen zu strahlen anfing und ihre Jugend beleuchtete. Dass das „Geist“ der Schule auch für sie das sei, und die Erinnerung nicht an angenehme Kameradschaften, eine Erziehung ohne Zwang und einen schönen schattigen Park, sondern an diese angeleitete Entdeckung ihrer Selbst.“
Maurice Bardèche (1907-1998)
Schriftsteller, Literaturkritiker und Polemist
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